Seitdem es Börsen gibt, also seit mehr als 600 Jahren, gehört auch die Spekulation über die Entwicklung einzelner Werte zum festen Repertoire der Händler. Dafür wurden seit jeher verschiedene Techniken angewandt, um in irgendeiner Weise den Blick in die Zukunft zu ermöglichen. Und auch das Trading selber hat sich im Grundprinzip nicht verändert. Aufgrund von Markteinschätzungen werden bestimmte Werte und Finanzprodukte gekauft und wieder verkauft. Bis zur Einführung des elektronischen Handels, der über Computerprogramme abgewickelt wird, fanden die Transaktionen noch wie auf einem echten Markt von Angesicht zu Angesicht statt. Zugang zu den Handelsplätzen selber hatten nur ausgewählte Personen und der breiten Masse war der Handel mit Wertpapieren erst gar nicht möglich.
Erst durch die rasante Weiterentwicklung der Computertechnologie sowie der Ausbreitung des Internets gewann der Computerhandel immer mehr an Bedeutung. Mittlerweile wird ein Großteil der Transaktionen über elektronische Handelssysteme wie etwa XETRA abgewickelt. Den Börsenplätzen selber kommt nur noch administrative und symbolische Bedeutung zu. Auch wenn es durchaus noch Börsenplätze gibt, an denen die Trader sich mit lauten Rufen, kryptischen Handzeichen und handgeschriebenen Zetteln verständigten und Orders für Finanzgeschäfte auslösen, sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die eigentliche Musik in Bezug auf den Börsenhandel längst im elektronischen Handel und damit im Internet spielt. Die Zeiten, in denen das Trading also ausschließlich etwas mit echter Handarbeit zu tun hatte, gehören in jedem Fall schon länger der Vergangenheit an.
Mit dieser Entwicklung haben sich die Handelsräume quasi auch für die Wohnzimmer von privaten Anlegern geöffnet. Heutzutage braucht es nicht mehr als einen funktionierenden Computer und einen Internetanschluss, um an den nationalen und auch internationalen Märkten mitzumischen. Mit diesen beiden Voraussetzungen kann sich der Anleger bei einem Anbieter seiner Wahl für den Handel anmelden. Je nach Anbieter steht er dabei vor der Wahl, ob er mit einer Software oder über eine Handelsplattform am Trading teilnehmen möchte.
Während für den Handel mittels einer Software zunächst ein Programm heruntergeladen und installiert werden muss, handelt es sich bei einer Handelsplattform und eine browserbasierte Lösung. Der Anleger bekommt nach seiner Anmeldung die persönlichen Zugangsdaten übermittelt, mit denen er sich in einen persönlichen Account einloggen kann, um mit dem Handel zu beginnen.
In unserem Beitrag möchten wir uns daher zunächst der Frage widmen, welche Unterschiede es in Bezug auf die Handelsplattformen generell zwischen einer softwaregebundenen und einer webbasierten Lösung gibt und warum ein Vergleich durchaus Sinn macht. Danach möchten wir aus der Sicht der Anleger die Frage beantworten, auf welche Faktoren es dabei im Einzelnen ankommt. Zunächst aber zu der Frage, was die beiden Formate eigentlich grundsätzlich unterscheidet.
Browserbasiertes Trading oder Software?
Manche bieten jeweils nur eine Möglichkeit zur Auswahl, andere Anbieter haben auch beide Varianten zur Auswahl, also sowohl eine Handelssoftware als auch eine eigene Plattform im Web für den Handel. Wofür sich der Trader letztendlich entscheidet, ist ein Stück weit natürlich Geschmackssache, hat aber auch mit den Nutzungsansprüchen zu tun. Wichtigster Vorteil einer webbasierten Handelsplattform ist, dass sie praktisch von jedem Rechner aus aufgerufen werden kann. Über eine feste Internetadresse und die Zugangsdaten kann der Trader also von jedem beliebigen Rechner aus am Trading teilnehmen, also etwa auch von einem Internetcafé, einem öffentlichen Rechner oder auch vom Computer eines Freundes aus. Dies ist nicht der Fall, wenn er sich für die softwarebasierte Version entscheidet. Hier kann er sich letztlich nur von einem Rechner in den Handel einschalten, auf dem die Software tatsächlich installiert ist.
Welche technischen Voraussetzungen müssen beachtet werden?
Die technischen Voraussetzungen, die an die Hardware und das Betriebssystem gestellt werden, sind überschaubar. Ein zeitgemäßer Computer, mit mindestens 2 GB Ram und 2 GHz Dual Core Prozessor sowie einem aktuellen Betriebssystem ist in der Regel vollkommend ausreichend. Dazu bedarf es natürlich noch eines funktionierenden Internetanschlusses mit 6 Mbit je Sekunde. Sind diese Bedingungen erfüllt, stehen dem Trader im Prinzip alle Möglichkeiten offen. Sowohl auf aktuellen Windows Betriebssystemen als auch auf Apples MacOS sollten eigentlich alle angebotenen Plattformen laufen. Etwas schwieriger könnte es dagegen bei älteren Versionen von Betriebssystemen oder auch alternativen Lösungen wie etwas bei Linux sein. Besitzer von Rechnern, die mit dieser freien Betriebssoftware ausgestattet sind, bleibt zumeist nur die Möglichkeit, einer browserbasierten Lösung.
In Bezug auf die genannten Werte für die technischen Minimalanforderungen gilt natürlich, dass mit höheren Leistungszahlen auch eine höhere Geschwindigkeit im Handel erreicht werden kann. Darüber hinaus sollten die Trader stets bedenken, dass zusätzliche Programme, wie eine Virensoftware oder Firewall die Geschwindigkeit einschränken können. Das gilt genauso für die Übertragungsrate des Internetanschlusses. Wenn in einem Haushalt mehrere Geräte über einen Anschluss laufen, kann dies unter Umständen auch die Geschwindigkeit des Handels erheblich beschränken. Dies gilt im Übrigen sowohl für browserbasierte als auch für softwarebasierte Handelsplattformen. In Bezug auf die browserbasierte Version gelten überdies ebenfalls Mindestansprüche an die jeweilige Browsersoftware. Deswegen aber auch aus Eigeninteresse und Sicherheitsgründen ist es zu empfehlen, die jeweils aktuellen Versionen von Chrome oder Firefox zu verwenden.
Welche technischen Möglichkeiten sind für die Handelsunterstützung verfügbar?
Die aktuellen Handelsplattformen sind in vielen Fällen sehr komplex und bieten dem Trader zahlreiche Optionen, die eigenen Handelsmöglichkeiten zu verbessern. Dies betrifft weniger die Auswahl an handelbaren Werten, da diese nicht von der Software abhängt, sondern in erster Linie vom Anbieter, also vom Online Broker, bei dem man sich als Händler angemeldet hat. Die Qualität einer Handelsplattform bemisst sich also vor allem den Features und Tools, die vom Trader im Trading genutzt werden können. Ein Grundfeature, welches eigentlich von jeder Plattform erwartet werden darf, ist ein Chart Tool. Damit können Kurscharts analysiert und auch miteinander verglichen werden. Hier verfolgen die Anbieter zumeist individuelle Ansätze in der Gestaltung dieses Werkzeuges.
Einige Grundfunktionen, wie etwa verschiedene Darstellungsformen oder die Einbeziehungen von gleitenden Durchschnitten sollten aber in jedem Fall enthalten sein. Darüber hinaus bieten zahlreiche Charttools auch die Möglichkeit, Indikatoren, wie etwa Preisbänder oder Oszillatoren in die Darstellung mit aufzunehmen. Auch wenn der Umgang mit diesen Erweiterungen ein hohes Maß an Kenntnissen und Erfahrungen vorrausetzt, gibt es viele Trader, die auf derartige und ähnliche Indikatoren setzen. In die gleiche Kategorie fällt auch die Möglichkeit, unterschiedliche Charttypen nutzen zu können.
Doch neben den Charts gibt es noch eine weitere Reihe von Funktionen, die im Handel als wichtig oder gar unverzichtbar gelten. Insbesondere für Daytrader sind Realtime Kurse ein elementares Feature für den Handel. In der Regel werden Kurse nämlich nur zeitverzögert übermittelt, so dass Kurse in Echtzeit einen zusätzlichen Service darstellen, der aber ebenfalls vom Online Broker selber abhängig ist. In Einzelfällen wird für die Übermittlung von Echtzeitkursen auch eine zusätzliche Gebühr verlangt. Im Endeffekt hängt dies natürlich auch von der Anzahl der Aktien sowie den unterstützten Börsenplätze ab, für die die Kurse übermittelt werden.
Eine wichtige Funktion, über die eine Handelsplattform zudem verfügen sollte, ist ein effektiver Marktscanner, mit dem der Markt nach passenden Investmentmöglichkeiten durchsucht werden kann. Damit kann aufgrund verschiedener Parameter wie u.a. Handelsplatz, Branche, Volatilität, Börsenkapitalisierung, bisherige Performance usw. nach passenden Anlageobjekten gesucht werden. Um zudem günstige Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten nicht zu verpassen, sollte die Plattform auch über einen sogenannten Preisalarm verfügen, mit dem der Anleger per SMS in Echtzeit darüber informiert wird, wo eine günstige Handelsmöglichkeit besteht.
Für das Trading selber ist natürlich die Verfügbarkeit von Orderarten von entscheidender Bedeutung. Gerade wer nicht ununterbrochen den Handel und die Kursverläufe beobachten kann, ist mehr oder minder darauf angewiesen, mit Orderarten wie Stopp Loss oder Take Profit seine Strategien wirksam abzusichern. Die Vielfalt an speziellen Orderarten ist riesengroß und manche Plattformen bieten mehr als 100 spezielle Versionen. Für den einfachen Trader sollte es aber ausreichen, wenn die wichtigsten Orderarten zur Verfügung stehen. Hierzu gehören neben den genannten auch noch Buy Stop und Sell Stop sowie Buy Limit und Sell Limit. Auch OCO oder If Done sind gängige Orderarten, die für viele Handelsstrategien eine wichtige Bedeutung haben. Um das diesbezügliche Angebot richtig einschätzen zu können, sollte sich der Trader aber selber informieren, welche Orderarten für ihn wichtig sein können.
Ein wichtiges Feature ist zudem eine effektive und automatische Dokumentation der eigenen Handelsaktivitäten, etwa in Form eines Trading Tagebuches oder Ausführungsberichten. Viele Trader nutzen diese Daten vor allem dazu, aus der Vergangenheit zu lernen und die eigene Strategie zu optimieren.
Eine mittlerweile gar nicht mehr so neue Form des Tradings stellen der automatische Handel sowie das Social Trading dar. Viele Handelsplattformen lassen sich ohne Probleme auch für diese Art des Handels nutzen. Voraussetzung ist aber auch hier, dass diese Handelsform durch den Online Broker auch angeboten wird.
Unterschiede gibt es bei den Möglichkeiten für den mobilen Handel
Für die meisten Trader gehört es mittlerweile dazu und von den meisten Plattformen wird es auch unterstützt: Die Möglichkeit des mobilen Handels. Dies gilt sowohl für softwarebasierte Angebote also auch für die Plattformen, die über einen Browser laufen. In den meisten Fällen werden durch die eigentlichen Anbieter zusätzliche Softwareangebote in Form von Apps angeboten, die sich der Trader von der Webseite herzunterladen und auf sein Smartphone oder Tablet installieren kann. Eine zweite Möglichkeit sind optimierte Internetanwendungen, die sich den Anforderungen des jeweiligen mobilen Endgerätes anpassen.
Neben dem Komfort dieser Lösungen kommt es für den Trader aber wohl vor allem darauf an, welche Features, die er von der Plattform kennt, auch im mobilen Trading anwenden kann. Die Unterschiede zwischen den Angeboten sind dabei durchaus beträchtlich. Während einige lediglich die Gelegenheit zur Kursbeobachtung sowie zum Check des Depots bieten, kann mit anderen auch das komplette Arsenal an Tools und Features genutzt werden. Hier sollte sich der Anleger vorher genau Gedanken machen, welche Handelsfunktionen er später mobil tatsächlich nutzen wird und dann entsprechend den passenden Anbieter auswählen.
Weitere Faktoren: Sicherheit, Gebühren und Demoversion
Natürlich steht für den Trader bei der Auswahl der passenden Handelsplattform zunächst die Frage im Vordergrund, ob und wie das entsprechende Angebot funktioniert und ob es seinen Ansprüchen gerecht wird. Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere Faktoren, die bei der Auswahl eine Rolle spielen können.
Zunächst ist da die Frage der Sicherheit, der bei jeder Plattform die höchste Priorität eingeräumt werden sollte. Hier ist man natürlich auf die Informationen des Anbieter angewiesen, inwieweit entsprechende Standards eingehalten werden. Auch wenn in dieser Hinsicht immer zuerst der Trader selber gefragt ist, entsprechende Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa ein sicheres Passwort, zu beachten. Wichtige Features auf Seiten der browserbasierten Plattformen sind etwa High End Firewalls, der Einsatz von sicheren Netzwerkbereichen, die ständige Aktualisierung der Systeme sowie eine effektive Datenverschlüsselung. Der Trader sollte auch darauf achten, ob in Bezug auf die Sicherheitsvorkehrungen auf entsprechende Audits oder Zertifizierungen durch unabhängige Organisationen verwiesen wird.
Ein Faktor, der ebenfalls genau abgewogen werden sollte, sind die Kosten, die für den Betrieb aber auch für zusätzliche Funktionen verlangt werden. Grundsätzlich hat der Anleger eine umfangreiche Auswahl an kostenlosen Angeboten. Zumindest die Nutzung einer Grundversion ist in den allermeisten Fällen nicht mit weiteren Kosten verbunden. Zum Teil werden durch die Online Broker aber auch weitere Plattformangebote vorgehalten, die an bestimmte Bedingungen geknüpft sind. Neben regelmäßigen Gebühren kann dies auch ein bestimmter Betrag auf dem Handelskonto oder ein bestimmter Mindestumsatz sein. Zumeist muss die Gebühr zunächst entrichtet werden und wird dann entsprechend erstattet, wenn die Bedingungen erfüllt wurden.
Ein ebenfalls wichtiges Feature ist das sogenannte Demokonto. Ob eines angeboten wird, hängt natürlich zuerst von dem Online Broker selber ab. Der Anleger sollte aber darüber hinaus darauf achten, inwieweit eine vollwertige Version der Handelsplattform zur Verfügung steht. Nicht immer ist dies der Fall – mitunter muss sich der Nutzer eines Demokontos mit einer eingeschränkten Version begnügen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zudem die Frage nach der Dauer der Nutzung, da es auch hier mitunter eine Einschränkung gibt.
Auch im Blick auf die Fragen nach Service und Support kommt es natürlich auf das Zusammenspiel von Plattform und Online Broker an. Wichtig ist aber vor allem, dass es einen deutschsprachigen Support beim Broker gibt. Im Idealfall wird eine eigene Telefonnummer für Probleme mit der Handelsplattform angeboten.
Fazit: Wichtig ist vor allem das Zusammenspiel von Plattform und Online Broker
Zumindest eines sollte deutlich geworden sein: Eine ideale Lösung kann nur in Kombination zwischen Online Broker und verwendeter Handelsplattform gefunden werden. Dies fängt schon allein damit an, dass von verschiedenen Online Brokern nur bestimmte Lösungen angeboten werden.
Darüber hinaus kann eine Handelsplattform in der Regel nur so gut sein, wie der dahinter stehende Online Broker, insbesondere was Service, Sicherheit und die verschiedenen Features betrifft. So müssen etwa Realtime Kurse erst einmal vom Online Broker unterstützt werden, damit man sie auf der Plattform nutzen kann. Darüber hinaus sollte der Anleger natürlich auch beachten, dass bestimmte Plattform-Angebote auch nur für spezielle Handelsformen konzipiert sind. Eine generelle Empfehlung kann aus diesem Grund auch kaum gegeben werden. Umso wichtiger ist daher ein weiteres Feature, auf welches wir im Text hingewiesen haben: Das Demokonto. Damit kann nicht nur das Trading selber, sondern eben auch die Handelstechnik der Plattform ausgiebig getestet werden. Entscheiden muss sich der Anleger letztendlich selber. Ein ausführlicher Test mit einem Demokonto kann dafür aber eine ausgezeichnete Grundlage bieten.